18.10.2016

Paratriathlet Markus Häusling

„Kampf um Rio ist Kampf um ein möglichst langes Leben geworden.“

2016 sollte das Jahr für Markus Häusling werden. Die Paralympics in Rio waren das sportliche Highlight für viele Sportlerinnen und Sportler weltweit. Auch Markus wollte dabei sein, wenn Triathlon das erste Mal bei Paralympischen Spielen im Wettkampfprogramm stand. Markus wollte dort das Rennen seines Lebens machen. Gemeinsam mit seinem Trainer Dr. Ralf Lindschulten bereitete er sich akribisch auf dieses Ziel vor. Doch es kam anders. Im Dezember 2015 erhielt er die Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose – kurz ALS, eine unheilbare Nervenkrankheit. „Es ist die Krankheit, die auch der berühmte Physiker Stephen Hawking hat“, erzählt Häusling. ALS  bezeichnet eine voranschreitende Erkrankung bestimmter Teile des zentralen Nervensystems.

Begonnen hat bei Markus alles mit auffälligen Muskelzuckungen nach der WM 2015. Beim BSN-TalentTag im Oktober in Wilhelmshaven war Markus als Sportstar dabei, kurz danach ließ er sich im Krankenhaus untersuchen und erhielt wenig später die Diagnose ALS. Im April 2016 fuhr er sein letztes Rennen mit dem Handbike. Der Halbmarathon in Hannover war emotional, viele Freunde waren auf und neben der Strecke dabei: „Es war wichtig, noch mal zu fahren.“   

Markus wurde in den vergangenen zwölf Monaten vom NDR mit der Kamera begleitet. 365 Tage bis Rio. Die Serie sollte seinen Weg zu den Paralympics dokumentieren. Schon früh hat sich der Inhalt der Serie allerdings geändert. Markus sagt selbst: „Der Kampf um Rio ist ein Kampf um ein möglichst langes Leben geworden.“ Um auf die Krankheit aufmerksam zu machen, wollte Markus auch weiterhin vom NDR begleitet werden.

Die Eröffnungsfeier der Paralympics hat Markus gemeinsam mit Alexander Kobs vom NDR im TV angeschaut. Seine Botschaft damals an Freunde und Sportlerkollegen: „Kehrt mit möglichst vielen Medaillen zurück und kommt bei mir vorbei, um sie mir zu zeigen!“ Vico Merklein (GC Nendorf), Gold- und Bronzemedaillengewinner in Rio, machte dies wahr und besuchte ihn zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Rio. Er brachte aber nicht nur die Medaillen mit, sondern überraschte Markus und seine Familie mit einer schönen Geste: „Einen Teil der Medaillenprämie des BSN möchte ich dafür nutzen, Familie Häusling ein Auto mit einer elektrischen Rampe zur Verfügung zu stellen. Viel kann man nicht tun, aber das ist eine Möglichkeit, ihn zu unterstützen. Markus hat mich während meiner Rennen in Rio begleitet, jetzt möchte ich etwas zurückgeben.“ Markus kann nur noch schwer vom Rollstuhl auf den Beifahrersitz seines Autos umsetzen. Diese Schwierigkeit entfällt mit dem neuen Auto, da er im Rollstuhl sitzen bleiben kann. Dieses macht ihn und seine Familie ein Stück weit unabhängiger. Unterstützt bei seinem Vorhaben wurde Vico Merklein von Klaus Kwiatkista und der Firma „Sportivo“, die behindertengerechte Fahrzeuge vertreibt (behinderten-mobil-fahrzeuge.de/).

Der Beitrag vom NDR ist in der Mediathek unter http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/Das-Schicksal-des-Paratriathleten-Markus-Haeusling,sendung556670.html zu finden. Der Film dokumentiert Markus‘ Geschichte.