Rick Cornell Hellmann
Der Sport hat absoluten Vorrang
Es grenzt an Akrobatik, was Rick Cornell Hellmann in seinem Rollstuhl vollführt. Der Para Badmintonspieler vom VfL Grasdorf/Team BEB lehnt sich weit nach hinten, streckt den Arm und erreicht gerade noch so den Ball, um ihn gezielt auf die gegnerische Seite zu schlagen. Noch bevor Trainer Jens Janisch ihm einen kurzen Ball zuspielt, ist der 36-Jährige schon am Netz. Das Ganze wiederholt sich, bis die Geschwindigkeit des Spielers merklich nachlässt. Doch Trainer und Athlet sind zufrieden. Bei Rick läuft es im Training rund – und nicht nur da. 2023 wurde er sowohl im Einzel als auch im Doppel mit Thomas Wandschneider Europameister. Im Herbst zuvor waren die beiden Weltmeister geworden und Rick hatte Bronze im Einzel gewonnen. Ob sich nun der große Traum von den Paralympics in Paris erfüllt, wird sich mit dem letzten Qualifikationsturnier – der Weltmeisterschaft im Februar 2024 – entscheiden.
Damit sich nicht nur die Teilnahme, sondern womöglich auch der Wunsch nach einer paralympischen Medaille erfüllt, investiert Rick all seine Freizeit in den Sport. An drei Tagen pro Woche absolviert der Berliner jeweils zwei Einheiten am Bundesstützpunkt in Hannover. Hinzukommen in der Woche jeweils bis zu drei Mal Kraft und Ausdauer sowie Match-Analysen. Das alles neben der Arbeit an der Berliner Charité, wo er in der Abteilung für Rückenmarksverletzungen forscht. „Dieser Bereich interessiert mich natürlich, weil ich selbst eine solche Verletzung habe“, sagt er. Seine inkomplette Querschnittlähmung ist eine seltene Form dieser Behinderung. Als er im Kindesalter plötzlich nicht mehr laufen konnte, wurde entdeckt, dass eine zusätzliche Ader aus seinem Herzen direkt ins Rückenmark gewachsen war und dort die Nerven gequetscht hat. In einer sofortigen Operation wurde diese Ader verstopft, so dass der Blutdruck nicht mehr auf die Nerven drückte. Dadurch spürt Rick die Beine zwar wieder, so laufen wie vorher kann er seitdem aber nicht mehr. Gehadert hat er mit seiner Situation nie. „Ich war damals schon mindestens so positiv wie jetzt“, sagt er. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, warum Rick nie aufgibt, sich von Rückschlägen schnell erholt und immer ein Ziel vor Augen hat.
Heike Werner